Schwarz-wei´Portrait von Michael Ostrowski mit Sonnebrille und Blumenstrauß

„Scheißt’s euch nicht zu viel an“ – Interview mit Michael Ostrowski

Schwarz-wei´Portrait von Michael Ostrowski mit Sonnebrille und Blumenstrauß

Michael Ostrowski (48) war schon immer einer, der vieles ausprobiert. Impro-Comedy, Moderation, Theater. Nun wird er wieder auf die Leinwand zurückkehren. Im Interview spricht der Steirer über das Filmdrehen in Corona-Zeiten, die Waschküche von Stephen King und den Balanceakt zwischen „Danke“ und „Ich mache was mir taugt“.

Entstanden im Rahmen der Lehrveranstaltung „Schreibwerkstatt“ des Master-Studiengang Journalismus & Neue Medien im Wintersemester 2021/22.

Das Interview führten Caroline Schluge, David Shehata, David Ulrich, Elli Sturm, Florian Seibl, Isabel Schmidt, Katharina Zangerl, Sophie Stallegger und Jasmin Sucher. 

Virtuell aber trotzdem authentisch und nah, so hat Schreibwerkstatt Michael Ostrowski zum Interview getroffen. Derzeit ist noch unklar, wann genau der Steirer wieder auf die Leinwand zurückkehrt. Einen Film zum Anschauen gäbe es aber. Bei seinem neuen Projekt Der Onkel/The Hawk hat Ostrowski das Drehbuch geschrieben und steht sowohl vor als auch hinter der Kamera. Über den Entstehungsprozess erzählt der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur im Gespräch.

Weitere Details zum Film gibt es unter https://www.lotus-film.at/filme/der-onkel-the-hawk

Schreibwerkstatt: Bei deinem neuen Film Der Onkel/The Hawk, fielen die Dreharbeiten mitten in die Anfangszeit der Pandemie. Wie kann man sich einen Dreh unter solchen Umständen vorstellen?

Michael Ostrowski: Der Onkel/The Hawk ist der erste Kinofilm, der in Corona-Zeiten in Österreich gedreht worden ist. Zum Glück hatten wir Erfahrungswerte von anderen kleineren Projekten. Wir hatten dann auch ein eigenes Sicherheitskonzept [Anm. hier deutet Ostrowski Anführungszeichen an]. Es war schon eine eigenartige Situation, aber wer unter solchen Umständen Filme machen will, muss sich relativ strengen Kontrollen unterziehen.
In Wahrheit war das für uns aber kein Muss, sondern ein Wollen, weil sonst hätten wir nicht arbeiten können. Wir sind ja nicht blöd, wir wissen, wenn wir uns gegenseitig anstecken, dann steht die gesamte Produktion. So einen Ausfall zahlt dir keine normale Versicherung. Der österreichische Produzentenverband hatte einen Ausfallfonds mit dem Staat Österreich verhandelt, der hier eingesprungen wäre. Ohne diesen Fonds hätten wir gar nicht drehen können.

Schreibwerkstatt: Auch das Drehbuch hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Kannst du berichten wie es zu der Idee hinter Der Onkel/The Hawk gekommen ist?

Michael Ostrowski: Wenn ich Drehbücher schreibe, schreibe ich meistens relativ lange und intensiv daran. Das sind dann sogenannte Herzensprojekte, wo ich versuche, viel von dem einzubringen, was mir wichtig ist. An dem Film arbeite ich eigentlich schon seit 2005. Die Ursprungsidee stammt von Helmut Köpping, mit dem ich schon andere Projekte gemacht habe. Ein paar Jahre lang haben wir uns dann immer wieder aus Spaß getroffen und überlegt, wie die Geschichte sein könnte. 2018 habe ich dann beschlossen: Jetzt schreibe ich das, das wird mein nächster Film. Gemeinsam mit Helmut habe ich mir dann Szenen, den Plot und den groben Bogen überlegt und es dann in relativ kurzer Zeit niedergeschrieben.

Schreibwerkstatt: Dieser kreative Schaffensprozess, wie läuft der bei dir ab? Gibt es für dich einen speziellen Zugang zur kreativen Arbeit? Gehst du da an besondere Orte, die dich inspirieren?

Michael Ostrowski: Als ich mein erstes Drehbuch geschrieben habe, hatte ich null Erfahrung. Ich war noch kein Filmschauspieler und war auch in keiner Agentur. Ich habe mir dann natürlich Drehbücher durchgelesen und mir auch Bücher übers Schreiben angeschaut. Eines davon von Stephen King. Ein Tipp, der da immer wieder vorkam war, tägliches Schreiben. Zu der Frage mit den Orten: An besondere Orte glaube ich nicht. So wie Stephen King, der hat seinen ersten Roman in der Waschküche geschrieben, während der Arbeit, wenn er Zeit gehabt hat.

Ansonsten ist beim kreativen Arbeiten für mich der Austausch wichtig. Ich schreibe Drehbücher auch meistens zu zweit. Wenn man eine Komödie schreibt, dann kann man sich so wirklich auch über jeden Scheiß abhauen und fragen: Ist das lustig? Funktioniert das? Grundsätzlich heißt Drehbuchschreiben auch nichts anderes, als dauernd zu überarbeiten. Ich nehme mir bei diesem Kreativprozess das Heilige ein bisschen raus. Ich schreib einfach, dann sehe ich eh. Ich bin da immer in einem Prozess und da heißt es: Einfach tun. Man darf sich nicht zu viel auferlegen: Scheißt’s euch nicht zu viel an vor’m Schreiben. Macht’s es einfach.

Schreibwerkstatt: Macht es einen Unterschied, wenn du in einem Film mitspielst, bei dem du das Drehbuch geschrieben hast, im Vergleich dazu, wenn es von einer anderen Person vorgelegt wird?

Michael Ostrowski: Ja, denn es ist ein großes Privileg, wenn Leute Vertrauen in dich setzen und teilweise viel Geld dafür ausgeben, um dein Drehbuch zu machen. Da ist es mir halt schon besonders wichtig, dass es gut wird. Gleichzeitig muss man aber locker bleiben. Es hat keinen Sinn, verkrampft an eine Komödie ranzugehen, denn das wird schon mal sicher gar nichts. Daher ist es ein Balanceakt zwischen: „Hey danke, dass ich die Möglichkeit habe“ und „Es ist mir vollkommen wurscht, ich mach trotzdem das, was mir taugt.“ Fokussiert zu arbeiten, aber dabei locker zu bleiben, das ist die große Herausforderung, wenn man eigene Dinge macht.