Wie(n) man leben soll

Wir leben im Wandel, in der Krise und in Wien. Auch in der lebenswertesten Stadt der Welt verändert sich das Klima rapide. Das hat Auswirkungen – auf die Stadt und auf ihre Bewohner*innen.  Was wir dagegen unternehmen, wie wir kritischer agieren können und wo es Defizite gibt, das fassen wir in unserer Radioserie „Wie(n) man leben soll“ jede Woche für euch zusammen.

Produziert im Rahmen des Bachelor-Studiums „Journalismus & Medienmanagement“ im Wintersemester 2019/20.


Fridays for Future unter Greta Thunberg weckt die Welt auf. Auch in Wien kommt der Klima-Aktivismus an. Wöchentliche Demonstrationen, ein Klimavolksbegehren und die Prioritäten im Wahlkampf der Nationalratswahl 2019 zeigen: Wien kämpft fürs Klima. Das muss es auch. Die Lage und die Bevölkerungsentwicklung Wiens machen die Metropole zu einer der am stärksten betroffenen Städte Europas, erklärt Klimaforscher Simon Tschannett im Kurier. Wenn der Klimaerwärmung nicht ausreichend entgegengewirkt wird, leben Wiener*innen laut dem Klimaexperten Tschannett in 60 Jahren unter Temperaturen, wie sie heute im senegalesischen Dakar herrschen.

Doch Wien arbeitet. Schon Ende der 90er Jahre und später mit dem Smart City Projekt hat die Stadtregierung Bemühungen gestartet die ökologische Entwicklung der Stadt voranzutreiben. Neben der Regierung packt auch die Bevölkerung an. Architekt*innen wenden sich wieder dem Baustoff Holz zu, der öffentliche Verkehr floriert, grüne Flecken werden bewahrt und öffentlicher Raum zurück erkämpft. Mit dieser Radioserie zu dem UN Sustainable Developement Goal (SDG) „Nachhaltige Städte und Gemeinden“  zeigen wir wo und wie das passiert.

Das alte Hotel „Hannah-Hof“ wird in Mayerling zum nächsten VinziRast-Projekt umgebaut. © VinziRast

Hans Peter Haselsteiner, Vorsitzender der Strabag, renoviert in Niederösterreich ein ehemaliges Hotel zu einem Zuhause für obdachlose Menschen. Danach finanziert sich das Projekt der VinziRast selbst. Nährboden dafür soll die Permakultur sein. Eine Philosophie, eine Art der Landwirtschaft, die sich den vielfältigen Kreisläufen der Natur bedient, anstatt sie zu zerstören. Amelie Sztatecsny war vor Ort:

Rosskastanien wachsen in Zukunft nur in Wiener Parks und nicht mehr neben der Straße. ©wien.gv.at

Die Klimakrise spürt man nicht nur am Land, sondern auch in der Stadt. Damit man auch in Zukunft in Städten gut leben kann, müssen urbane Zentren architektonisch und landschaftlich dem Klimawandel angepasst werden. Was bedeutet das für eine Stadt wie Wien? Lucia Scarpatetti hat sich im Wiener Stadtpark mit Gerhard Pledl von der MA42 getroffen und mit ihm unter anderem über Bäume gesprochen:

Second Hand ist eine Möglichkeiten Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen ©Alina Rauch

Der MA48 Tandler im fünften Bezirk in Wien ist ein Beispiel für wertige Second Hand Ware, die nicht alt und verstaubt in irgendwelchen Kisten liegt. Ulrike Volk, Vorsitzende der MA48, sieht es als Möglichkeit, Menschen bewusst zu machen, dass Müll nicht gleich Müll ist. Alina Rauch hat einen Afficionado auf seine Schatzsuche ins Second Hand Geschäft begleitet:

Heu und die richtige Pflege von Wiesen ist essentiell für die Insekten- und Vögelvielfalt. ©Hannah Jutz

Scheint unlogisch ist aber wahr: in der Stadt gibt es mehr Artenvielfalt als auf dem Land. Das passiert durch die unterschiedlichen Grünflächen und die dadurch entstehenden diversen Lebensräume. In Wien zum Beispiel durch den Wiener Wald, den Lainzer Tiergarten und die Donau Auen. Doch die zunehmende Bebauung und der Klimawandel lassen die Vielfalt schrumpfen. Hannah Jutz hat sich ins Heu und unter die Bienen gemischt:

Der Wiener Wald als ländliche Oase mitten in der Metropole Wien. ©Egar Winkler -auf Pixabay

Er gehört nicht nur zu den beliebtesten Naherholungsgebieten, sondern zählt auch seit knapp 15 Jahren zu einem der drei österreichischen Gebiete, die von der UNESCO als Biosphärenpark ausgezeichnet wurden. Egal ob für eine Wanderung, eine Mountainbike-Tour– der Wienerwald hält für Natur- und Sportliebhaber vieles bereit. Aber auch das Erholungsgebiet hat  mit dem Klimawandel zu kämpfen. Vanessa von Reth hat im Gespräch mit Iris Tichelmann von der Wiener Umweltanwaltschaft den Wienerwald durchleuchtet.

Mit dem „HoHo“ erlebt Holz, als innovativer Baustoff ein Comeback. Mark Martins auf Pixabay

Das zweithöchste Holzhaus der Welt eröffnet demnächst in der Seestadt: Ins Holzhochhaus, kurz „HoHo„, ziehen unter anderem Büros, ein Hotel und kleine Apartments ein. Mit dem 84 Meter hohen Turm wollen die Entwickler zeigen, was mit Holz im Städtebau alles möglich ist. Aber taugt Holz wirklich als umweltfreundlicher Ersatz für Zement? Vincent Leb hat mit dem Architekten  Rüdiger Lainer des Holzturms gesprochen.

Küchen- oder Gartenabfälle können kompostiert und so wiederverwendet werden.

Tausende Tonnen Lebensmittelabfälle werden jedes Jahr in Österreich produziert. Vor allem in Hotels und Gastronomiebetrieben. Die Initiative United Against Waste arbeitet seit Jahren daran, dass genau dort weniger Müll entsteht und wird dabei vor allem von der Stadt Wien gefördert: zwei Drittel der Beratungskosten werden von der Stadt bezahlt, der Rest von den Betrieben. Vanessa Zwieb hat einen Betrieb besucht und United Against Waste kennengelernt:

Vor dem „Kultur-Cafe Max“ spielt sich im Sommer das Leben in der Grätzloase ab.

“Grätzloasen” sind extra aufgebaute Mini-Gärten mitten auf der Straße, dort, wo sonst Autos den meisten Platz einnehmen. Mit diesen “Parklets” sollen die Menschen nicht nur ein Stück Garten vor der eigenen Haustüre bekommen, sondern vor allem sollen sich Nachbarinnen und Nachbarn besser kennenlernen. Sandro Nicolussi hat die Grätzloase des Kultur-Cafe Max besucht:

Das Ausbauen des öffentlichen Verkehrsnetzes ist notwendig um den Autoverkehr zu reduzieren. ©Pexels – Pixabay

Es gibt viele Wege, um den Ausstoß von CO2 zu verringern. Einer davon ist die Reduzierung des Auto-Verkehrs. In Städten kann das durch den Ausbau von Öffis gelingen. Wie sieht’s in Wien aus mit Bim, Bus und Co aus? Raphael Habringer hat sich umgehört:

Cover photo: Bild von Mike Clegg auf Pixabay