100 Jahre Wiener Moderne

Secession, Oper, Stadtbahn? Wagner, Mahler, Schiele? Oft ist es uns nicht bewusst, doch bis heute prägen die Schöpfungen der Wiener Modernisten das Stadt- und Kulturleben der österreichischen Hauptstadt. In dieser Serie wird dem Wien der Jahrhundertwende in seinen zahlreichen Facetten auf den Grund gegangen.

Produziert im Rahmen des Master-Studiums „Journalismus & Neue Medien“ im Wintersemester 2018/19.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewegt sich Wien im Spannungsfeld von Schönheit und Abgrund. Die österreichisch-ungarische Monarchie wird von zahlreichen politischen Konflikten beherrscht. Gleichzeitig sind Intellektuelle und Künstler aktiver denn je.  Johanna Hirzberger hat sich darüber informiert, wie man sich diese Atmosphäre tatsächlich vorstellen kann:

Er ist der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts: Sigmund Freud. Seine Art und Weise über Gefühle, Träume, Wünsche und Sexualität zu sprechen, hat unser Selbstverständnis und unsere Gesellschaft wesentlich verändert. Bis er 1938 nach England auswanderte, lebte und arbeitete Freud in Wien. Olivia Wimmer hat recherchiert:

Der Pavillon am Karlsplatz, die Kirche am Steinhof, die Stationen der Wiener Stadtbahn, die Postsparkasse: Gebäude, die mit ihrer Gestaltung in der Jahrhundertwende einen neuen architektonischen Stil beschreiten. Entworfen vom bedeutendsten Architekten Wiens: Otto Wagner. Zu seinem 100.Todestag konnte man von März bis Oktober 2018 die Ausstellung „100 Jahre Otto Wagner“ im Wien Museum bewundern. Diana Budin hat Kurator Andreas Nierhaus zum Gespräch getroffen:

Mit der Literatur der Wiener Moderne verbindet man vor allem eines: das Wiener Kaffeehaus. Man trifft sich, philosophiert und vor allem – man schreibt. So zum Beispiel die literarische Gruppierung Jung-Wien um Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler. Miriam Seifert hat sich auf die literarischen Spuren des Fin de Siècle begeben:

Zahlreiche jüdische Kulturschaffende und Kulturförderer tragen Wesentliches zur intellektuellen Strömung der Wiener Moderne bei. Der literarische Salon von Berta Zuckerkandl ist Treffpunkt der großen Namen. Gustav Klimt, Hugo von Hofmannsthal oder Gustav Mahler gehen hier ein und aus. Gleichzeitig bekommt man als Jude die aufstrebende politische Agenda zu spüren. Julia Geistberger hat Wien zwischen Hochkultur und Antisemitismus genauer betrachtet:

“Lieber 10 Tage an einem Gegenstand arbeiten, als 10 Gegenstände an einem Tag zu produzieren” lautet die Devise der Wiener Werkstätte. Eine Künstlervereinigung, die sich vor allem mit der Gestaltung von Alltags- und Gebrauchsgegenständen auseinandersetzte. Die Gruppe rund um Josef Hoffmann und Koloman Moser verfolgte das Ziel, das menschliche Leben in einem Gesamtkunstwerk zu vereinen. Margit Körbel hat sich das genauer angesehen:

Musikalisch brachte die Wiener Moderne eine ganz neue Philosophie der Komposition hervor: die Zwölftonmusik (oder Dodekaphonie). Als ihre Begründer gelten Arnold Schönberg und seine Schüler an der Neuen Wiener Schule, aber auch Gustav Mahler. Disharmonie und Traurigkeit waren Merkmale der Musikstücke aus dieser Periode. Es war die Zeit des 1. Weltkrieges. Gudrun Lunacek sprach mit der Musikwissenschafterin Gabriele Petrovic über das gesellschaftliche Leben und dessen Einflüsse auf die Musik um die Jahrhundertwende:

In der bildenden Kunst gilt die Wiener Moderne als Gegenströmung zum Naturalismus. Die wichtigsten Vertreter, Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka eint vor allem der Drang zum Aufbruch, das Experimentieren mit Bildmitteln und ein neues Thema: der menschliche Körper. Die intensive Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt macht sie zu beliebten, aber umstrittenen Künstlern. Um den Künstlergeist der Wiener Moderne aufzuschnappen, hat sich Claudia Diwold auf Spurensuche ins Leopold Museum begeben:

Cover photo: ©Jorit Aust/Sezession